Rezidivierende Uveitis bei Pferden

Was ist rezidivierende Uveitis bei Pferden?

Die rezidivierende Uveitis bei Pferden (ERU), auch bekannt als Mondblindheit, ist weltweit die häufigste Ursache für Erblindung bei Pferden. Sie betrifft 2-25 % der Pferde weltweit, wobei 56 % der betroffenen Pferde schließlich erblinden. Mehr als 60 % der betroffenen Pferde sind nicht in der Lage, ihr früheres Leistungsniveau wieder zu erreichen. ERU ist meist durch wiederholte Entzündungsschübe in der Aderhaut des Auges (der mittleren Schicht) gekennzeichnet, die ein oder beide Augen betreffen. Eine subklinische Manifestation, die so genannte schleichende Uveitis, tritt nicht in Form äußerlich schmerzhafter Schübe auf, sondern ist eine beständige Entzündung niedrigen Grades (nicht schubweise), die kumulative Schäden am Auge verursacht. Kumulative Schäden, die durch ERU verursacht werden, können zu Katarakten, Glaukom und schließlich zur Erblindung führen. Obwohl nicht alle Pferde, die eine einzelne Uveitis-Episode erleben, eine ERU entwickeln, besteht für sie ein Krankheitsrisiko.

Eine rezidivierende Uveitis bei Pferden ist vermutlich eine komplexe Autoimmunerkrankung, die sowohl von genetischen als auch von Umweltfaktoren beeinflusst wird. Appaloosa-Pferde sind besonders anfällig für ERU und insbesondere für eine bilaterale Erkrankung, was darauf schließen lässt, dass die Genetik bei dieser Rasse eine wichtige Rolle für das ERU-Risiko spielt. Bei Appaloosas ist die Wahrscheinlichkeit, an ERU zu erkranken, achtmal höher als bei anderen Rassen, und die Wahrscheinlichkeit, auf einem oder beiden Augen zu erblinden, ist erheblich größer. Genetische Studien haben LP, das Allel, das das weiße Fleckenmuster verursacht, als einen ERU-Risikofaktor bei der Rasse identifiziert, wobei Homozygote das höchste Risiko haben (LP/LP). Allerdings sind nicht alle Homozygoten betroffen, und es wird daran gearbeitet, andere genetische Risikofaktoren (sowohl genetische als auch nicht-genetische) zu entschlüsseln. Zu den anderen Rassen, bei denen ERU in den Vereinigten Staaten besonders häufig vorkommt, gehören American Quarter Horse, Vollblut, Warmblut, Hannoveraner und American Paint Horse. Genetische Studien haben auch eine genomische Stelle identifiziert, die mit der Krankheit bei Warmblütern in Verbindung gebracht wird, aber es gibt keinen Gentest für Warmblutrassen.

Infektiöse Organismen, insbesondere Leptospira spp, wurden ebenfalls mit ERU in Verbindung gebracht. Bei Leptospirose-assoziierten ERU-Pferden, insbesondere bei Appaloosas, wurde über ein erhöhtes Auftreten von Komplikationen und Sehverlust berichtet. Die genauen Mechanismen, durch die Leptospira spp. ERU verursachen, sind unbekannt. In tropischen, gemäßigten Klimazonen werden höhere Prävalenzraten von ERU berichtet als in trockenen, ariden Klimazonen. Dies könnte auf Unterschiede bei den Leptospira spp in der Umwelt zurückzuführen sein.

Es gibt derzeit keine Heilung für ERU.

Welche klinischen Anzeichen gibt es für rezidivierende Uveitis bei Pferden?

Ausbrüche von Rötung, Tränenfluss und Schielen können frühe Anzeichen für Augenprobleme sein. Die rezidivierende Uveitis bei Pferden kann ein Auge oder beide Augen betreffen und kann bei einem Auge stärkere Anzeichen hervorrufen als beim anderen Auge. Die Krankheit neigt dazu, bei wiederholten Schüben an Schwere zuzunehmen. Bei der schleichenden Form treten jedoch häufig keine äußerlich erkennbaren schmerzhaften Schübe auf.

Die Krankheit wird in 3 Syndrome eingeteilt:

  • Klassisch – Diese Form ist die häufigste und ist durch Perioden scheinbar schmerzhafter, aktiver Entzündungen des Auges/der Augen gekennzeichnet, die von Perioden ohne oder mit geringer Entzündung unterbrochen werden. Die wiederholten Anfälle führen oft zum Verlust des Sehvermögens. Zu den Rassen, die für diese Form prädisponiert sind, gehören unter anderem Warmblüter und Islandpferde.
  • Schleichend – Pferde mit schleichender ERU haben typischerweise eine anhaltende, geringgradige Entzündung in den Augen. Die Erkrankung ist oft nicht äußerlich schmerzhaft, führt aber zu einer allmählichen Zerstörung des Augengewebes und einer Degeneration der Strukturen im Auge, was zu einem Sehverlust führt. Diese Form tritt am häufigsten bei Appaloosas auf und wurde auch bei Draft-Rassen beobachtet.
  • Posterior – Die posteriore ERU ist durch eine Entzündung der Strukturen im hinteren Teil des Auges (Glaskörper, Netzhaut, Aderhaut) gekennzeichnet. Eine Degeneration der Netzhaut ist häufig, und diese Form tritt am häufigsten bei Warmblütern und Draft-Rassen auf.

Wie wird rezidivierende Uveitis bei Pferden diagnostiziert?

Die Diagnose ERU wird anhand der klinischen und augenärztlichen Untersuchung und der Anamnese einer dokumentierten, wiederkehrenden oder anhaltenden Entzündung in einem oder beiden Augen gestellt. Es ist wichtig, den vorderen (anterioren) und hinteren (posterioren) Teil der Augen zu untersuchen, um Anzeichen zu erkennen, die auf eine ERU hindeuten, und andere Augenerkrankungen auszuschließen. Eine Fluoreszeinfärbung kann verwendet werden, um die Gesundheit der Hornhaut zu beurteilen und andere Augenkrankheiten auszuschließen. Ein komplettes Blutbild (CBC) und eine Serumbiochemie können zusammen mit einer serologischen Untersuchung auf Leptospira spp. durchgeführt werden.

Zu den häufigen Augenuntersuchungsbefunden im Zusammenhang mit ERU gehören Hornhautödeme, Kammerwasser, hintere Synechien, Atrophie der Corpora nigra, Kataraktbildung, Glaskörperdegeneration, Netzhautödeme oder -degenerationen.

Wie wird die rezidivierende Uveitis bei Pferden behandelt?

Die Behandlung der ERU konzentriert sich darauf, die Entzündung im Auge bzw. in den Augen zu beseitigen oder zu verringern, das Sehvermögen zu erhalten, die Schmerzen zu lindern und das Wiederauftreten von Entzündungsschüben zu minimieren. Topische Kortikosteroide (Prednisolon, Dexamethason), nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) (Flurbiprofen, Diclofenac, Suprofen, Bromfenac) und Mydriatika (Atropin) werden eingesetzt, um die Entzündung zu reduzieren und den Schaden während eines aktiven Schubs zu minimieren. Diese Behandlungen sind jedoch nicht unbedingt wirksam, um ein Wiederauftreten der Krankheit zu verhindern.

Injektionen von Kortikosteroiden (Methylprednisolon, Gentamicin oder Triamcinolon) in das Auge/die Augen werden zur Behandlung schwerer Fälle eingesetzt. Zu den systemischen Medikamenten gehören NSAIDs (Flunixin Meglumin, Phenylbutazon) und Kortikosteroide (Dexamethason, Prednisolon).

Chirurgische Optionen zur Behandlung der ERU sind das suprachoroidale Cyclosporin-Implantat und die Kernvitrektomie. Das Cyclosporin-Implantat ist ein Gerät mit verzögerter Freisetzung, das therapeutische Dosen von Cyclosporin A bis zu 3 Jahre nach der Implantation bereitstellt. Es hat sich gezeigt, dass dieser Ansatz die Entzündung erfolgreich kontrolliert und Rezidive minimiert. Bei der Kernvitrektomie, die unter Vollnarkose durchgeführt wird, wird der Kern des Glaskörpers entfernt, um Trümmer (einschließlich Organismen wie Leptospira spp) zu entfernen, die in der Glaskörperflüssigkeit eingeschlossen sind. Die Flüssigkeit wird dann durch Kochsalzlösung ersetzt. Dieser Ansatz kann das Sehvermögen verbessern, die Krankheitsschübe minimieren und das Fortschreiten der klinischen Symptome verzögern.

Eine Enukleation (Entfernung des Auges) wird bei ERU-befallenen Augen empfohlen, die schmerzhaft sind oder erblindet sind.

Wie ist die Prognose für rezidivierende Uveitis bei Pferden?

Eine frühzeitige Diagnose und Intervention sind mit der besten Prognose für ERU-befallene Pferde verbunden. Die Langzeitprognose ist zurückhaltend. Die derzeitigen Behandlungen können das Fortschreiten der Entzündung im Auge verlangsamen, sind aber nicht heilbar. Mehr als 60 % der betroffenen Pferde können ihr früheres Arbeitsniveau nicht wieder erreichen, und etwa 56 % der ERU-erkrankten Pferde erblindet schließlich. Bei ERU-Pferden mit Glaukom oder Katarakt ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie erblinden, und es ist auch wahrscheinlicher, dass das betroffene Auge entfernt werden muss (Enukleation).

Wie kann man rezidivierende Uveitis bei Pferden verhindern?

Genetische Risiken für ERU wurden bei Appaloosas (schleichende ERU) und deutschen Warmblütern (posteriore ERU) festgestellt. Das Risiko für ERU bei Appaloosas kann mithilfe des LP-Gentests bewertet werden. Pferde mit zwei Kopien der LP-Mutation (homozygot LP/LP) haben ein höheres Risiko für die Entwicklung von ERU als Pferde ohne Leopardenfleckenmuster (N/N). Es ist wichtig anzumerken, dass noch Forschungsarbeiten erforderlich sind, um festzustellen, ob die LP-Mutation für ERU verantwortlich ist oder ob LP einfach zusammen mit der ursächlichen Mutation vererbt wird (d. h. in der Nähe auf der DNA liegt). Bei Pferden, bei denen LP/LP festgestellt wurde, sollten die Augen jedoch regelmäßig von einem tierärztlichen Augenarzt untersucht werden, um eine Entzündung frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, wenn sie festgestellt wird.

Für weitere Informationen:

UC Davis Veterinary Genetics Laboratory Leopard Complex (Appaloosa spotting) genetic testing

Rockwell, H., Mack, M., Famula, T., Sandmeyer, L., Bauer, B., Dwyer, A., Lassaline, M., Beeson, S., Archer, S., McCue, M., Bellone, R.R. 2019. Genetische Untersuchung der wiederkehrenden Uveitis bei Appaloosa-Pferden. Animal Genetics 51: 111-116.

Saldinger, L.K., Nelson, S.G., Bellone, R.R., Lassaline, M., Mack, M., Walker, N.J., Borjesson, D.L. 2019. Pferde mit rezidivierender Uveitis haben einen aktivierten CD4+ T-Zell-Phänotyp, der in vitro durch mesenchymale Stammzellen moduliert werden kann. Veterinary Ophthalmology 23(1): 160-170.

Fritz, K.L., Kaese, H.J., Valberg, S.J., Hendrickson, J.A., Rendahl, A.K., Bellone, R.R., Dynes, K.M., Wagner, M.L., Lucio, M.A., Cuomo, F.M., Brinkmeyer-Langford, C.L., Skow, L.C., Mickelson, J.R., Rutherford, M.S., McCue, M.E. 2014. Genetische Risikofaktoren für schleichende rezidivierende Pferde-Uveitis bei Appaloosa-Pferden. Animal Genetics 45(3): 392-399.

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